Soziale Beziehungen an Halb- und Ganztagsschulen:
Die Rolle individueller und institutioneller Merkmale
Julia Künstler-Sment, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Seit 2001 ist die Anzahl der Ganztagsschulen in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Mit dem Ausbau des Ganztagsbetriebs wird erwartet, dass in Ganztagsschulen mehr Zeit für soziale Interaktionen zwischen Schüler*innen zur Verfügung steht und die schulische Organisation stärker auf die Förderung sozialer Kompetenzen ausgerichtet ist als in Halbtagsschulen. Das sollte einen positiven Einfluss auf die sozialen Beziehungen der Schüler*innen und die gemeinsame Peerkultur haben und indirekt auch positiv mit der schulischen Motivation und Leistung zusammenhängen.
Im Rahmen der kumulativen Dissertation werden soziale Netzwerke an Halb- und Ganztagsschulen analysiert. Datengrundlage ist der IQB-Bildungstrend 2018, eine querschnittlich angelegte repräsentative Schulleistungsstudie zum Bildungsmonitoring mit einer Stichprobe von ca. 45000 Neuntklässler*innen. Anhand soziometrischer Indikatoren, Befragungs- und Kompetenztestdaten wird untersucht, inwieweit sich die Muster sozialer Beziehungen an Ganztags- und Halbtagsschulen unterscheiden und ob diese Unterschiede mit Vorteilen von Ganztagsschulen für die soziale Eingebundenheit, motivationale Aspekte sowie die schulischen Kompetenzen von Schüler*innen einhergehen.
Im ersten Artikel geht es um Unterschiede in sozialen Netzwerkindikatoren zwischen Schüler*innen an Halbtagsschulen und an verschiedenen Formen der Ganztagsschulen.
Der zweite Artikel soll sich mit der Frage beschäftigen, ob Schüler*innen an Ganztagsschulen motivierter (z. B. fachspezifisches Interesse und Selbstkonzept) sind als an Halbtagsschulen.
Im dritten Artikel wird untersucht, wie sich Schüler*innen an Halb- und Ganztagsschulen in ihrer akademischen Leistung unterscheiden und ob diese Leistungsunterschiede durch unterstützende Netzwerke und motivationale Merkmale vermittelt werden.
Betreuung: Dr. Aleksander Kocaj, Dr. Malte Jansen